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Ronald Müller

Vice President Sales, Mitglied der Geschäftsleitung

Gemeinsam zum Deal: Factoring und Private Equity

In der Factoring-Branche bewegt sich etwas. Ein wiederkehrendes Gesprächsthema auf Firmen- und Branchenevents ist aktuell Factoring als ergänzendes Tool für Private-Equity-Transaktionen. Grund genug, einmal zu erläutern, welche Einsatzmöglichkeiten sich für Factoring bei Kapitalbeteiligungsgeschäften ergeben und was Investoren und Portfoliounternehmen in spe überzeugen könnte.

Investieren, wachsen, weiterverkaufen

Finanzinvestoren können bei ihren Portfoliounternehmen unterschiedliche Strategien verfolgen: Manche versprechen sich einen Vorteil davon, das ins Ziel gefasste Unternehmen in einer vertikalen oder horizontalen Struktur einzubinden. Andere wiederum planen, das jeweilige Unternehmen mit passendem Marktpreiseffekt bei der nächsten Gelegenheit weiterzuverkaufen.

Es liegt auf der Hand, dass Finanzierungsfragen ein entscheidender Aspekt von Private-Equity-Transaktionen jeder Größenordnung sind. Factoring wird dabei als Finanzierungsbaustein immer wichtiger. Sowohl in Large- als auch in Mid- und Small-Cap-Transaktionen kommt Factoring – mit steigender Tendenz – zum Einsatz. Besonders auffällig ist jedoch, dass inzwischen kaum ein Leveraged Buy-out (LBO) im Large-Cap-Segment auf Factoring verzichtet.

Sofortige Liquidität, weniger Risiko

Eine zwingende Voraussetzung zur Implementierung von Factoring auf Unternehmensseite ist die Lieferung eines Produkts oder die Erbringung einer Dienstleistung, die einem Kunden in Rechnung gestellt werden kann. Gleichzeitig tritt das Unternehmen die damit zusammenhängenden Forderungen an den Factor ab, bei dem es sich um eine Bank oder einen spezialisierten Finanzdienstleister handelt.

Der Factor begleicht bis zu 95 Prozent der anfallenden Rechnungssumme mehr oder minder sofort. Lange Zahlungsziele aufseiten der Kundschaft bereiten dadurch deutlich weniger Kopfzerbrechen. Die unmittelbare Bereitstellung von Liquidität entspricht einer dynamischen Absatzfinanzierung.

Zudem übernimmt der Factor das Ausfallrisiko der Forderungen. Immer mehr Unternehmer wissen diese Vorteile zu schätzen: Ungeachtet der pandemischen Ausnahmezustände verzeichnete das Umsatzvolumen der deutschen Factoring-Branche von 2021 auf 2022 seinen bisher steilsten Anstieg auf knapp 373 Mrd. EUR.

Aufgrund dieser Vorteile wird der Factor im Rahmen von Private-Equity-Deals für gewöhnlich schon zu Beginn der Planung angefragt. Insbesondere, wenn eine möglichst breit aufgestellte Finanzierungsstrategie gewährleistet werden soll, holt die Private-Equity-Gesellschaft den Factor frühzeitig mit ins Boot, damit dieser das potenzielle Target – selbstverständlich unter größter Diskretion – durchleuchten und davon ausgehend plausible Finanzierungsquoten festlegen kann.

Zudem wird Factoring häufig in Turnaround-Situationen in Anspruch genommen. Hier sind es zunehmend Debt Advisors, die als wichtige Ansprechpartner des Factors fungieren. Die steigende Nachfrage unterstreicht das gewonnene Vertrauen von entsprechenden Finanzierungsexperten, die die Chancen von Factoring wahrnehmen und teils mit eigens darauf ausgerichteten Teams für ihre Klienten nutzen möchten.

Raus aus der Bilanz

Dank der Einflussnahme des Finanzinvestors als neuer Gesellschafter zeigt sich die Bilanz eines Beteiligungsunternehmens nach dem Abschluss einer Private-Equity-Transaktion häufig deutlich schlanker. Nicht betriebsnotwendiges Vermögen wird liquidiert und Working Capital über Assetbased-Finanzierungen gelöst, um zielgerichtete Sicherheiten – seien es Forderungen oder Vorratsvermögen – dynamisch durchzufinanzieren.

Auch die Fremdkapitalgeberstruktur ändert sich. In der Phase nach Abschluss der Transaktion kommt Factoring häufig als ergänzende Finanzierung zum Einsatz, da es wünschenswerte Stabilität in die Cashflow-Planung bringt. Auch im Vorfeld eines geplanten Unternehmensverkaufs ist Factoring als wirksames Werkzeug insbesondere zur bilanziellen Optimierung gefragt. Selbst einzelne Investoren können im Rahmen eines Private-Equity-Deals von Factoring profitieren, indem es ihnen vor der geplanten Transaktion zur Erfüllung der Liquiditätsanforderung verhilft – eine für das Instrument geeignete Unternehmensleistung stets vorausgesetzt.

Factoring ist folglich ein solider Finanzierungsbaustein, der ambitionierten Gesellschaftern neue Möglichkeiten eröffnet und Risiken verringert. Daher ist es keine Überraschung, dass Factoring und Private Equity auf so vielen Ebenen miteinander harmonieren.